Von New York nach London in 3:30h
Drei Startups die die Zukunft des Wohnens, Fahrens und Fliegens gestalten | Außerdem: Was die Präsidentschaftswahl für den Tech Sektor bedeutet
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In meinem Post von letzter Woche standen virtuelle Welten im Vordergrund, heute wollen wir uns noch einmal ganz auf die echte Welt konzentrieren und schauen uns drei Startups an, die diese neu gestalten wollen.
Aber vorher ein kurzer Abstecher zu diesen beiden Herren:
Am dritten Tag nach der US Präsidentschaftswahl scheint immer klarer zu werden, dass Joe Biden als Sieger hervorgehen wird. Doch wie erwartet, wollen Donald Trump und seine Partei das nicht einfach hinnehmen. Sie diskreditieren die vorläufigen Ergebnisse mit Behauptungen über massive Wahlmanipulationen - bisher ohne echte Beweise. Gleichzeitig haben sie in mehreren Staaten verschiedene Klagen eingereicht und versuchen schon jetzt Neuauszählungen zu beantragen.
Auch wenn das teilweise schwer etragbar ist - das muss eine Demokratie aushalten. So schlimm vieles in den letzten Jahren unter Trump auch schien, das amerikanische Staats- und Rechtssystem hat standgehalten. Ich habe tiefes Vertrauen, dass die Gerichte auch in dieser finalen Episode von House of Cards Trump Edition, die Integrität des US-Wahlsystems aufrecht erhalten werden.
Dreckig wird der Kampf bis zur Inauguration im Januar aber so oder so.
Grab the Popcorn!
Was bedeutet die Wahl für Tech?
Spannend ist zu schauen, welche Implikationen sich aus der Wahl für den Tech Sektor ergeben könnten. Wie auch in vorherigen Ausgaben dieses Newsletters besprochen, waren es in den vergangenen Jahren vor allem die Demokraten, die versucht haben, stärkere Regulierung durchzusetzen.
Müssen die großen Tech Konzerne also vor einem möglichen US Präsidenten Joe Biden zittern? Wohl nicht. Denn damit in den kommenden Jahren in diesem Bereich größere Gesetze eingeführt werden könnten, bedürfte es an der Zustimmung beider Kammern des US Kongresses. Und so wie es derzeit aussieht, werden die Republikaner ihre Mehrheit im Senat behalten. Gleichzeitig haben die Demokraten wohl sogar einige Plätze im House of Representatives eingebüßt.
Nicht nur über den Präsidenten wurde abgestimmt
In Kalifornien, dem Heimatstaat einiger großen “Platform-Economy” Firmen - Uber, Lyft, DoorDash & co. gab es neben der Präsidentschaftswahl zudem eine Abstimmung über den Status von den Gig-Workern, also all jenen, die ohne festen Anstellungsstatus z.B. als Uber Fahrer oder als Lieferant für DoorDash arbeiten.
Das Ergebnis: Gig Worker müssen auch zukünftig nicht als feste Angestellte klassifiziert werden, wie von den Gewerkschaften gefordert worden war.
Das ist ein großer Sieg, vor allem für Uber & Lyft. Den haben sie sich aber auch teuer erkauft. $ 200 Millionen haben sie wohl für eine Kampagne für Proposition 22 ausgegeben. Und gleichzeitig zeigt das Ganze ein neues Level von B2C Tech Lobbying:
Uber und Lyft haben Nutzer in Masse mit Push-Nachrichten auf die Proposition aufmerksam gemacht und dazu aufgefordert, für sie zu stimmen.
Dieses Phänomen, dass erfolgreiche Tech Firmen ihre Macht und ihre Reichweite dafür nutzen, politische Entscheidungen zu beeinflussen, werden wir in Zukunft wahrscheinlich immer öfter sehen. Das ist erst mal nicht illegal, hat aber dennoch einen faden Beigeschmack.
Moving Atoms, not Pixels
Nun aber wieder genug zu Politik, heute schauen wir uns mit einem kurzen Steckbrief drei Firmen an, die in Zukunft mitgestalten wollen, wie wir wohnen, fahren und fliegen.
Culdesac - die Fußgänger Stadt
Was wäre, wenn man unser urbanes Zusammenleben noch einmal ganz neu denken würde? Genau das macht Culdesac und arbeitet an einem neuen Stadtviertel in Tempe Arizona.
Der Kerngedanke: Keine Autos, kurze Wege, intelligent integrierte Sharing Konzepte. Geteilt werden sollen nicht nur E-Bikes und Roller, sondern auch Grillplätze, Werkstätten, Sportplätze und sogar Gästezimmer.
Das Startup wurde 2018 u.a. von Ryan Johnson, einem der Mitgründer von Opendoor gegründet. Das neue Stadtviertel Projekt ist so etwas wie ein Prototyp.
Die Vision: Ganze autofreie Städte für zehntausende Bewohner in den gesamten Vereinigten Staaten zu errichten.
Ob sie das schaffen, bleibt abzuwarten. Die Warteliste für Culdesac Tempe war aber immerhin schnell überbucht.
Wie nötig es ist, dass das Konzept von Städten zu überdenken, spüre ich als Bewohner einer deutschen Großstadt, die weder Auto- noch Bahnverkehr besonders gut geregelt bekommt, täglich. Insofern bin ich sehr gespannt, ob Culdesac mit seinem Ansatz Erfolg haben wird und ob sich die Ideen auch auf Europa übertragen lassen.
Zoox - Fahren ohne Emissionen & ohne Fahrer
Viel wurde und wird gesprochen über die Ambitionen vom autonomen Fahren. Meist werden dabei Uber, Waymo oder Tesla genannt. Ein weiteres Startup ist dabei über die Jahre immer unter dem Radar geflogen. Das macht sie nicht weniger interessant - die Rede ist von Zoox, die zwar noch als eigenständige Firma agieren, aber seit diesem Sommer ein Teil von Amazon sind.
Mit einer Kombination aus Kameras, Radar- und Lidar Sensoren fahren sie schon heute im Testbetrieb durch kalifornische Innenstädte. Das sieht dann so aus:
Der Plan dahinter ist allerdings, nicht nur Sensoren und Software, sondern ein gesamtes eigenes Fahrzeug zu entwickeln.
Noch letztes Jahr wurde der Plan angekündigt, in 2020 einen Robotaxi Service in Las Vegas anzubieten. Dass sie dieses Versprechen noch halten können, ist gerade eher unwahrscheinlich.
Dennoch wird es spannend zu sein, die Firma weiter im Blick zu halten. Gerade in Kombination mit anderen Amazon-Geschäftsgebieten - von Lagerlogistik bis zum Lebensmittellieferdienst Amazon Fresh, ergeben sich spannende Anwendungsbereiche für die Sensor- und Fahrzeugtechnik von Zoox.
Boom - Concorde 2.0
Von New York nach London in unter vier Stunden. Das war schon einmal möglich - an Bord einer Concorde.
Nach einem Crash mit über 100 Toten und auch aufgrund von Unwirtschaftlichkeit wurden die Concordes jedoch 2003 für immer in Museen geparkt.
Doch jetzt gibt es wieder eine Firma, die Überschallreisen auch für Nicht-Kampfjet-Piloten möglich machen will: Boom.
Fliegen ist nicht gerade ein Trend in 2020 - doch es bleibt zu erwarten, dass das nur ein temporäres Phänomen ist.
Flugreisen haben sich in den letzten 30 Jahren gewandelt - sie haben dabei aber mit engeren Sitzen, eingeschweißtem Plastikbesteck und Aufpreisen für jede Tüte Erdnüsse eher an Glanz verloren. Und trotz enormem technologischem Wandel in fast allen Bereichen, sehen Flugzeuge heute immer noch so aus, wie vor 30 Jahren - was auch daran liegt, dass es größtenteils die selben Maschinen sind.
Boom zeichnet hier mit seinem Flugzeug Overture ein neues Bild: Fliegen mit Business Class Annehmlichkeiten in Überschall-Geschwindigkeit aber zu Unterschall-Preise.
Sie verfolgen dabei eine ähnliche Strategie wie auch Tesla - erst ein Premium Produkt auf den Markt bringen und dieses dann immer erschwinglicher machen.
Boom scheint dabei nur sechs Jahre nach Gründung auf einem guten Kurs zu sein: Letzten Monat haben sie einen voll funktionstüchtigen Prototypen vorgestellt, der schon bald die ersten Testflüge absolvieren soll.
Und Aufträge gibt es auch schon, Japan Airlines und Virgin haben schon 30 Overtures vorbestellt.
Sollte das dann alles in Zukunft sogar noch klimafreundlich- oder sogar neutral stattfinden, freue auch ich mich wieder auf’s Fliegen!
Working in Public
Seit acht Wochen schreibe ich nun wöchentlich einen Post dieser Art und versende ihn Freitag Morgen zuerst als Newsletter. Auch wenn das noch auf kleiner Flamme passiert, freue ich mich riesig über das positive Feedback, dass ich bisher erhalten habe.
Und weil ich den Trend des Working in Public super finde, teile ich hier ein paar Statistiken aus den ersten Wochen dieses Newsletter Projekts:
Jede Ausgabe wurde im Schnitt von 115 Personen gelesen
Beste Ausgabe: Kommt die große Tech Zerschlagung? (166 Leser)
Schlechteste Ausgabe: Aufruhr im Clubhouse (67 Leser)
E-Mail Subscriber: 39
Falls du schon Subscriber bist: Danke!
Falls nicht: Ja ich weiß, du kriegst schon viele E-Mails. Aber wie wär’s mal mit einer, auf die du dich jede Woche freust? 🤓
Danke für’s Lesen!
Beste Grüße und bis nächste Woche!
Robbie