Y Combinator - die Königsmacher des Silicon Valley
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Vielleicht sind sie dir ja auch schon mal begegnet. Die magischen Insignien, mit denen sich Startups und Gründer gerne schmücken. Zwei Buchstaben, die für Eingeweihte direkt klar sind: YC.
Sie stehen für Y Combinator, eine Organisation bei der die Fäden der erfolgreichsten Gründer, Firmen und Investoren zusammenlaufen.
Als ich diesen Newsletter gestartet habe, war es mein Ziel, das Geschehen in der US-amerikanischen Tech- und Startup Szene zugänglicher zu machen. Dazu gehört natürlich auch, die wichtigsten Teilnehmer der Szene vorzustellen. Und so folgt heute ein kurzes Porträt zu Y Combinator: Was es ist, wer dahinter steckt, wie sie Geld verdienen und was sie mit dem Erfolg von stripe, Dropbox, Airbnb und vielen weiteren bekannten Valley Startups zu tun haben.
Aber vorher ein kurzes Update zum Space Tech Thema von vorletzter Woche: Gestern Abend um kurz vor 22:00 unserer Zeit war es so weit und der NASA Rover Perseverance ist nach knapp 6-monatiger Reise auf dem Mars gelandet. Der Roboter hat einige Missionsziele. Unter anderem wird er Proben sammeln, die später einmal auf einer weiteren Mission zur Erde zurückgelangen sollen. Außerdem wird er nach Spuren von vergangenem Leben auf dem Mars suchen, denn sein Landeort, der Jezero Krater, war vermutlich vor vielen Jahren mal ein wassergefülltes Meer. Vor allem aber dient die Mission auch der Vorbereitung einer möglichen bemannten Marsmission. So testet Perserverance u.a. auch die Sauerstofferzeugung in der Marsatmosphäre.
Wir leben in aufregenden Zeiten!
So, jetzt aber zurück zur Erde und rüber ins Silcon Valley!
Y Combinator - die Königsmacher des Silicon Valley
Was ist es und wie läuft es ab?
Y Combinator ist ein Accelerator und Seed Investor aus dem Silicon Valley. Seit der Gründung 2005 investiert YC Geld in Startups und Gründerteams und begleitet diese in einem dreimonatigen Programm. Bis zur Corona Pandemie fand dieses Programm vor Ort in Mountain View im Herzen des Silicon Valley statt. Momentan läuft das Programm remote.
Anders als viele andere Accelerator, stellt YC keine Büroflächen zur Verfügung. Der volle Fokus des Programms liegt darauf, Startups während der drei Monate dabei zu helfen, schnell viel Fortschritt zu machen und die zentralen strategischen Fragen zu beantworten. Außerdem hilft YC seinen Teilnehmern dabei, Folgeinvestments zu erhalten - durch Intros zu den Top Investoren, aber vor allem auch durch Hilfe bei der Schärfung der Kommunikation.
Darüberhinaus versucht das Team möglichst viele andere Roadblocks, die einem jungen Startup begegnen können, aus dem Weg zu räumen. So unterstützen sie z.B. bei Rechtsfragen, Patentanmeldungen, oder auch Mediation zwischen Gründerteams.
In zwei Batches begleitet YC so mittlerweile mehr als 300 Firmen pro Jahr. Einen klaren Investment Fokus gibt es nicht. Unter den bisher über 3000 Investments findet sich so ziemlich jedes Vertical - von B2B SaaS über Robotics bis Space Tech.
Wer steckt hinter Y Combinator?
Gegründet wurde Y Combinator von Trevor Blackwell, Robert Morris, Jessica Livingston und Paul Graham. Letztere zwei leiten YC bis heute.
Das gesamte Team besteht derzeit aus knapp 70 Mitarbeitern.
Für viele Startups ist einer der wichtigsten Aspekte bei der Teilnahme an einem YC Batch wohl auch die direkte Interaktion mit Paul Graham. Dieser gilt seit vielen Jahren als eine der Schlüsselpersonen des Silicon Valley und wird auch liebevoll als “Hacker Philosoph” bezeichnet. Seine Tweets und Blog Posts gelten in der Szene als legendär.
Wie verdient Y Combinator Geld?
YC investiert $125k in jedes Startup, das zum Batch zugelassen wird. Im Gegenzug erhält YC 7% Anteile an der Firma. Rechtlich geregelt ist das über ein sogenanntes SAFE (Simple Agreement for Future Equity) - das würde jetzt hier den Rahmen sprengen, aber Finanz- und Jura-Nerds finden dazu hier mehr Infos.
Wenn die Startups dann erfolgreich werden, gekauft werden, oder an die Börse gehen, können diese Anteile sehr viel wert sein.
Über die Jahre hat YC über 3.000 Firmen auf diesem Weg finanziert. Der Wert alleine der Top YC Alumni zusammen beträgt gerade ca. $300 Milliarden. Man kann also davon ausgehen, dass das Projekt finanziell durchaus lukrativ ist.
Was macht YC besonders?
Um ganz ehrlich zu sein - heute gibt es weltweit Accelerator Programme wie Sand am Meer. Und alle haben mehr oder weniger ähnliche Bedingungen.
Aber was macht YC dann so besonders? Erst mal muss man verstehen, dass sie sozusagen der Pionier dieses Modells waren. Als YC 2005 gestartet ist, gab es quasi keine Accelerator. Außerdem sah die Venture Capital Landschaft noch sehr anders aus.
Echtes Frühphasenkapital für Startups war ziemlich ungewöhnlich. Wirklich professionelle Business Angels waren eher eine Seltenheit. Das führte dazu, dass es als junges Startup extrem schwer war, zu guten Konditionen an Geld zu kommen. Und vor allem war das Geld dann oft wirklich nur das: Geld. Mentorship & Unterstützung waren nicht teil des Deals.
Paul Graham hat das vor einigen Jahren hier sehr gut beschrieben und auch erklärt, wie daraus die Motivation für YC entstand.
YC kann also eine langjährige Erfahrung bei dieser Art Finanzierung und Unterstützung für junge Firmen vorweisen
Außerdem hatten Paul Graham und sein Team seit 2005 die Möglichkeit, sehr enge Verbindungen zu den wichtigsten anderen Spielern der Tech- und Startup Szene im Silicon Valley zu knüpfen. Das kann man vor allem auf drei Aspekte zurückführen: Alumni, Team und Investoren.
Eine ganze Reihe an Alumni Firmen des Programms sind selber mittlerweile in die Riege der erfolgreichsten Tech Firmen aufgestiegen, darunter stripe (YC S09 (Sommer 2009), Airbnb (YC W09), Doordash (YC S13), Dropbox (YC S07), Coinbase (YC S12) und viele weitere. Ein wichtiger Teil der Teilnahme am Programm ist es, direkten Zugang zu den Gründern dieser Firmen zu bekommen. Das wäre sonst wahrscheinlich fast unmöglich.
Außerdem konnte YC immer wieder Top Personal gewinnen - so z.B. Sam Altman, der mittlerweile CEO von OpenAI ist, Garry Tan - Mitgründer von Initialized Capital oder Michael Seibel, Mitgründer von Justin.tv (später Twitch).
YC bietet zudem die perfekte Plattform, um mit Top Investoren in Kontakt zu kommen. Die zwei mal im Jahr findenden Pitch Days haben für die meisten VCs im Silicon Valley Pilgerfahrt Charakter.
Eine Annahme ins YC Programm gilt also nach wie vor als Ritterschlag für eine junge Firma. Auch wenn Konkurrenzprogramme wie Techstars oder 500 Startups inhaltlich nicht unbedingt schlechter sind, zeichnet allein dieses Signaling mit den YC Insignien den Accelerator bis heute aus.
Wie steht’s um bisherige Erfolge?
Wie im vorherigen Abschnitt erwähnt, hat eine ganze Reihe der momentanen Startup Champions in den USA, aber auch weltweit, eine YC Historie. Eine aktuelle Liste der 137 Top Alumni zeigt, dass alleine diese zusammen gerade mehr als $300 Milliarden wert sind und mehr als 60.000 Jobs geschaffen haben.
Namen wie Airbnb, Dropbox, stripe, Segment, Zapier, Instacart zeigen, dass YC zu Recht als Königsmacher gilt.
Wie sieht die Zukunft von YC aus?
Über die letzten Jahre sind die Batches von YC immer größer geworden. Waren es am Anfang oft noch unter 20 Firmen, sind es jetzt immer fast 200. Damit schwindet natürlich auch ein wenig das Konzept der sehr persönlichen Betreuung im kleinen Kreis.
Auch wenn YC betont, dass der Accelerator gerade auch remote den gleichen Wert bietet, kann ich das kaum glauben. Ich kenne einige Gründer, die sich nicht für das Programm bewerben, weil es ohne den Aufenthalt im Silicon Valley längst nicht den gleichen Wert für sie bietet.
Ich glaube also nicht, dass YC auch in einer Post-Lockdown Zeit am remote Konzept festhalten wird. Auch glaube ich, hat man mit der Batch Größe ein gewisses natürliches Limit erreicht, ab dem man nicht mehr authentisch das eigentliche Versprechen erfüllen kann.
Stattdessen sieht man auch jetzt schon, wie YC versucht noch weiter am erzeugten Wert der Startups zu partizipieren. Das machen sie mit dem YC Continuity Fund und dem YC Growth Program, die beide seit Ende 2019 existieren.
Diese ermöglichen es, sich auch an folgenden Finanzierungsrunden der Startups zu beteiligen und so eine Verwässerung der Anteile zu verhindern, oder den Anteil sogar auszubauen. YC kann dabei pro Firma zwischen $20-100MM investieren.
Das ist meiner Meinung nach eine sehr sinnvolle strategische Entscheidung. Sie ermöglicht es, einen größeren Teil des geschaffenen Werts für sich zu beanspruchen, ohne das Kernangebot aufzuweichen.
Ein Aspekt, der für YC langfristig gefährlich werden könnte, ist, dass das Silicon Valley nicht mehr unbedingt als unumgängliches Mekka der Startup Szene gelten wird. Wie ich hier geschrieben habe gibt es gerade in den letzten Monaten eine zunehmende Abwanderung aus dem Valley. Und auch unabhängig davon wachsen weltweit neue Tech Cluster - ob in Berlin, Paris oder Bangalore.
YC ist zwar offen für internationale Bewerber, aber u.a darauf beschränkt, nur in Firmen investieren zu können, die ihren formellen Sitz in den USA, Kanada, den Cayman Islands oder Singapur haben. Als Deutsche GmbH muss man seine Firma also in eine dieser Länder “flippen”, um an YC teilzunehmen.
Dieser Fokus könnte ein gewisser Blind Spot sein, der dazu führt, dass YC die nächste Welle der Tech Gewinner, die nicht mehr unbedingt im Silicon Valley entstehen, verpasst.
Allerdings sieht man durchaus, dass die Firma sich dessen bewusst ist, und verstärkt auch in internationalere Gründerteams investiert. Ob dieser Wechsel zu spät angestoßen wurde, wird sich zeigen.
Ich finde beeindruckend, was YC geschaffen hat, und ich glaube, sie werden die Position als Königsmacher der Startup Szene, vor allem im Silicon Valley mindestens noch eine Weile behalten.
Ja, es gibt viel Konkurrenz und viele der anderen Accelerator Programme sind bestimmt sehr gut. Doch noch gilt eher: Oft kopiert, nie erreicht. Gründer werden also noch eine ganze Weile stolz die Insignien (YC) in ihren Profilen tragen.
Danke für’s Lesen!
Beste Grüße und bis nächste Woche!
Robbie
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