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Vor einigen Jahren gab es mal die Meinung, dass man es erst so richtig geschafft hat, wenn man im Silicon Valley ist. Und nach und nach zog eine ganze Horde Tech-Jünger in die San Francisco Bay Area. In 2020 sieht das jetzt ganz anders aus und man ist ziemlich out, wenn man nicht zumindest laut darüber nachdenkt, wegzuziehen.
Das Thema Gehen oder Bleiben beherrscht gerade die Twitter Threads der Tech Szene wie kein Anderes.
Darum gebe ich Heute eine kurzen Überblick darüber, wer schon weg ist - wohin und vor allem, warum?
Außerdem gibt’s eine neue Rubrik in diesem Newsletter - “Was wurde eigentlich aus?” mit einer ganzen Reihe an spannenden Updates zu Themen aus vorherigen Ausgaben dieses Newsletters.
Go East!
Elon Musk ist schon weg, sein ehemaliger PayPal Kollege, der Opendoor Gründer und Founders Fund Partner Keith Rabois jetzt auch. Dazu kommen noch etliche weitere. Aber nicht nur Personen lassen gerade Kalifornien hinter sich - auch ganze Firmen verlegen ihre HQs - so unter andere Oracle und Hewlett Packard.
Wo geht’s hin? Hoch im Kurs sind gerade vor allem Austin, Houston, und generell Texas, sowie Florida - da vor allem die Hauptstadt Miami. Aber auch Nevada, Utah und Colorado sind zunehmend beliebte Ziele der Kalifornien-Flüchtlinge.
Tatsächlich haben dieses Jahr so viele Menschen San Francisco und die Bay Area verlassen, dass die Mieten dort im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 20% gesunken sind.
Warum Weg?
Im Kern ist der einfachste Erklärungsansatz: Die Corona Krise und die Verlagerung von jeglichen sozialen und beruflichen Treffen zu Zoom hat bei vielen endgültig die Erkenntnis ausgelöst: Zum Networking/Arbeiten/Investoren Suchen & Finden/… muss man nicht physisch am selben Ort sein. Denn das war bisher das zentrale Versprechen des Silicon Valley - weil alle relevanten Investoren, Gründer & Mitarbeiter hier sind, musst auch Du es sein.
Und weil dieser Grundsatz jetzt für viele nicht mehr zutrifft, bzw. sogar aktiv das Gegenteil bewiesen ist, sind viele nicht mehr bereit, die Nachteile, die mit einem Leben in Kalifornien, und besonders in San Francisco/Bay Area, verbunden sind, in Kauf zu nehmen.
Viele dieser Nachteile sind natürlich subjektiv - und doch kann man vieles davon auch als Außenstehender nachvollziehen:
Hohe Mieten / Immobilienpreise
Mit durchschnittlichen Monatsmieten von mehr als $3.000 galt SF schon seit vielen Jahren als teuerste Stadt in den USA. Und auch die Kaufpreise in der gesamten Region sind extrem. Ein schönes Beispiel - das Haus links gibt’s für $1 Mio. in San Jose im Silicon Valley. Das rechts für den selben Preis in Austin, Texas
Steuern
In den USA haben die Bundesstaaten sehr unterschiedliche Steuersätze - das gilt sowohl für Sales Tax (MwSt.), als auch z.B. für die Einkommenssteuer. Und auch hier führt Kalifornien die Liste als Spitzenreiter an. Und obwohl der Einkommenssteuersatz schon deutlich über dem anderer Staaten liegt, wird aktiv über eine weitere Erhöhung diskutiert.
Versagen der Politik / Politisches Klima
Vor allem in San Francisco sind viele Einwohner enttäuscht von den lokalen Politikern und werfen diesen Versagen bei großen Themen wie Obdachlosigkeit und Kriminalität vor. Und zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung ist das sehr nachvollziehbar - als ich letztes Jahr nach fünf Jahren noch einmal in San Francisco war, war ich regelrecht schockiert über die Anzahl an Obdachlosen, den Dreck und den heruntergekommenen Zustand vieler Straßen.
Dazu kommt das allgemeine politische Klima in der Bay Area - diese gilt politisch als sehr links. Doch auch in der Tech Szene, gibt es sehr viele, die andere Ansichten vertreten oder sich einfach nur eine höhere Diversität an politischen Meinungen wünschen. Gerade die zuvor genannten Personen Elon Musk, und Keith Rabois sind für ihre eher libertär-konservativen Werte bekannt und waren nicht zuletzt beim Thema Lockdown & co. oft anderere Meinung als die demokratische Landesregierung.
So wird unter’m Strich ganz schnell klar: Auch wenn es in Kalifornien wunderschön ist und dort in großen Teilen ein rundum angenehmes Klima herrscht, gibt es valide Gründe, die gegen die Gegend als Wohnort sprechen.
Warum nach Austin / Miami & co?
Aber ist das Gras woanders tatsächlich grüner? Wenn man nach den drei oben genannten Aspekten urteilt, dann kann man das in vielen Teilen wohl tatsächlich so sehen.
So bieten Städte wie Austin und Miami eine hohe Lebensqualität, aber das zu geringeren Miet- und Kaufpreisen, mit deutlich weniger Steuern (weder Texas noch Florida haben 0% State Income Tax) und auch mit einem diverseren Spektrum an politischen Meinungen.
Gleichzeitig ergeben sich dort, je mehr Firmen, Gründer und Investoren dahinziehen, auch wieder neue Tech-Cluster mit den Vorteilen in den Punkten Networking & co.
Ich persönlich fand, und finde San Francisco und das Silicon Valley von Außen betrachtet immer aufregend und inspirierend. Ich hatte vor Ort tatsächlich immer ein gewisses Gefühl, als befände ich mich an einem “heiligen Ort”. Und es gibt weiterhin sehr viele Menschen, die das genauso empfinden.
Ich glaube nicht, dass das Silicon Valley so schnell seine Bedeutung, als Epizentrum der Tech Branche verlieren wird. Und doch finde ich gut, dass das Cluster ein wenig aufbricht und sich Tech-Gründer & Firmen künftig wohl noch mehr über’s Land und auch über die Welt verteilen werden - ohne das Gefühl etwas zu verpassen, weil man am falschen Ort ist.
Es besteht in dem Ganzen die große Chance, dass mehr Menschen realisieren: das Silicon Valley ist weniger ein Ort, als eine Kultur und eine Einstellung. Diese kann, nicht zuletzt mit den in 2020 so ausführlich neu-erlernten Online-Erfahrungen, überall stattfinden - sogar digital.
Was wurde eigentlich aus?
In den letzten Tagen und Wochen bin ich immer wieder über Themen gestolpert, über die ich bereits geschrieben hatte. Daher dachte ich, es wird Zeit für ein paar kleine Updates:
Clubhouse & Audio Communities
In Newsletter #3 vom 2. Oktober hatte ich über die neue Social Audio App Clubhouse geschrieben. Seither drängt die App immer weiter in den Mainstream und ist mittlerweile einer der Top 10 Social Apps im US App Store. Aber viel spannender ist, dass Twitter anscheinend an einem ähnlichen Konzept arbeitet. Das Ganze heißt Spaces und läuft seit dieser Woche in einer geschlossenen Beta Phase. Ich halt euch auf dem Laufenden!
Facebook & die Tech Zerschlagung
In Newsletter #4 vom 9. Oktober hab ich über einen Report des US Kongress zur Übermacht der großen Tech Plattformen geschrieben. Ich hatte erwähnt, dass eine mögliche Zerschlagung der großen Plattformen nicht unbedingt unrealistisch, aber auch nicht unmittelbar wahrscheinlich ist. Das Thema ist nun wieder so aktuell wie nie, nachdem die Federal Trade Commission, gemeinsam mit den Generalstaatsanwälten von 48 US-Bundesstaaten gegen Facebook Klage eingereicht hat. Wohl u.a. mit der Absicht, dass diese Whatsapp und Instagram als unabängige Firmen abstoßen sollen. Selbst wenn es dazu kommen sollte - ein solcher Prozess würde sich wohl über Jahre ziehen. Es bleibt spannend!
Zoox stellt Robo-Taxi vor
In Newsletter #8 vom 6. November habe ich unter anderem über Zoox geschrieben - das von Amazon übernommene Startup, dass einer der stillen Vorreiter beim Thema selbstfahrende Autos ist. Und diese Woche hat die Firma dann tatsächlich zum Ersten Mal ein funktionierendes Fahrzeug, das als Robo-Taxi gedacht ist, vorgestellt:
Danke für’s Lesen!
Beste Grüße und bis nächste Woche!
Robbie
🎁 P.S.: Nur noch eine Woche bis Weihnachten! Dir fehlen noch Geschenke? Im Newsletter vor 3 Wochen hab ich eine ganze Reihe an Büchern vorgestellt, die sich auch perfekt als Weihnachtsgeschenk eignen!
P.P.S.: Noch kein Subscriber? Worauf wartest du? Jeden Freitag Morgen gibt’s von mir eine Analyse zu aktuellen Themen in der US Tech Szene frisch in Deine Inbox!