Microsoft will die Pins, Epic erfindet neue Menschen
Drei Kurzanalysen zu den Tech Themen der Woche
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Als Rheinländer blutet mir schon ein wenig das Herz, dass ich gerade nicht kostümiert mit einem Kölsch in der Hand in der Kneipe schunkle, sondern eine ziemlich gewöhnliche Woche am Schreibtisch verbracht habe. So verlangt diese Pandemie eben von uns allen ihre Opfer…
Ansonsten fühlt sich diese Woche bisher relativ ungewöhnlich an - ungewöhnlich weil irgendwie nichts so richtig Großes, Verrücktes, oder Schlimmes passiert ist. Aber das ist ja eigentlich auch mal gut so.
Auch wenn mal keine Einzelnachricht die Feeds beherrscht hat, gibt’s natürlich doch wieder einige Themen in der Tech Welt, die ich diese Woche besonders spannend fand. So gibt’s heute statt einem längeren Deep Drive drei kürzere Berichte und Kurzanalysen.
Viel Spaß beim Lesen!
Microsoft will die Pins
Microsoft gilt schon länger nicht mehr wirklich als “sexy” Big Tech Company, und auch als Exit Ziel hat Microsoft nicht so richtig den Glanz seiner GAFA Kollegen. Aber vielleicht gerade deswegen, weil die Firma trotz der Größe manchmal ein wenig als Underdog wahrgenommen wird, können sie unter der Leitung von Satya Nadella seit 2014 einige der beachtlichsten Tech Akquisitionen vorweisen.
Darunter: Mojang, die Firma hinter Minecraft für $2.5 Mrd., LinkedIn für $26.2 Mrd., GitHub für $7.5 Mrd. und erst neulich das Spielestudio Bethesda für $7.5 Mrd.
Die Strategie scheint bisher ganz gut zu funktionieren. Der Börsenkurs hat unter der Führung von Nadella seit 2014 um über 500% zugelegt.
Laut Financial Times gab es wohl Bestrebungen, eine weitere Akquisition zum Portfolio hinzuzufügen: Pinterest. Das ist erstaunlich, weil Pinterest einerseits an der Börse gerade über $50 Mrd. wert ist, und andererseits nicht direkt ganz klar ist, wie die Firma in Microsoft’s Strategie passt.
Manche mutmaßen, dass dahinter vor allem der Gedanke steckt, einen hochkarätigen Social Service in die Azure Welt (Microsoft’s Konkurrenz Cloud Produkt zu Amazon Web Services und Google Cloud) zu holen. Persönlich finde ich das eher nicht plausibel.
Stattdessen glaube ich, liegen dem Ganzen zwei Interessen zugrunde:
Daten - Microsoft hinkt etwas hinterher wenn es um das Thema Machine Learning & AI geht. Da wirken die bisherigen Erfolge von Amazon, u.a. mit Alexa und Google insgesamt stimmiger. Die Grundlage für eine gut funktionierende AI ist es, die Algorithmen zu trainieren. Dafür braucht man relevante und qualitativ hochwertige Daten. Genau solche kann ein graphisches, Social Network mit vielen nutzergenerierten Inhalten, liefern.
Contextual Advertising - Werbeeinnahmen sind auch heute noch einer der größten Umsatzbringer online. Das wird sich auch so schnell nicht ändern. Lange sah es so aus, als würden all solche Spieler dabei gewinnen, die mit möglichst vielen Daten, den Nutzer möglichst genau targeten und mit Werbung bespielen.
(👀 Facebook, we’re watching you.)
Doch genau dieses Modell ist immer stärker bedroht. Nachdem vor allem die EU das Datensammeln schon länger einschränkt und sanktioniert, schieben Apple und Google dem Tracking von Nutzerdaten immer stärker einen Riegel vor.
Wie kann man Nutzern möglichst relevante Werbung anzeigen, ohne genau zu wissen, welchen Nutzer man vor sich hat?
Das Zauberwort heißt: Kontext.
Wenn jemand sich auf Pinterest 15 Brautkleider “pinned”, muss man nicht getracked haben, dass es sich um eine weibliche Person im Alter von 20 - 40 mit dem Interesse Hochzeit handelt, um relevante Werbung zu schalten.
Genau hierfür ist ein interessenbasiertes, graphisches Social Network wie Pinterest, prädestiniert. Das erklärt übrigens auch die sehr hohe Bewertung der Firma.
Es kann also sehr gut sein, dass auch dieser Aspekt für Microsoft’s Kaufabsichten eine Rolle gespielt hat: Auf ein mögliches zukunftsfähiges Werbemodell zu setzen.
Der Deal soll zwar momentan erst mal vom Tisch sein, das heißt aber ja in der Tech Welt bekanntlich nicht, dass er nicht noch stattfinden wird. Dem Kurs von $PINS hat die Nachricht auf jeden Fall ganz gut getan.
a16z ist der Sugardaddy der Creator Economy
Die berühmt berüchtigte Venture Capital Gesellschaft Andreesen Horowitz, auch als a16z bekannt, hat in das Creator Economy Tool Stir investiert. Dabei wurde Stir, eine Art spezialisiertes Buchhaltungs- und Finanz Tool für Content Creator, mit $100 Mio. bewertet. Das zeigt mal wieder, wie heiß gerade der Creator Markt ist. Darüber hatte ich ja auch schon mal ausführlicher geschrieben.
Die Runde von Stir war wohl durchaus kompetitiv. Schon letztes Jahr hatten einige Szenegrößen in das Startup investiert. Darunter Youtube Co-Founder Chad Hurley, Patreon Gründer Jack Conte und Youtuber Casey Neistat.
Die Finanzierung schließt an eine ganze Reihe weiterer Creator Economy Investments, die a16z in den letzten Jahren gemacht hat, an. Darunter: Substack und Clubhouse.
Das direkte Investment in die erwähnten Firmen ist dabei aus meiner Sicht für a16z nur die halbe Story. Vor allem sichern sie sich gerade einen Platz in der ersten Reihe dieses immer noch jungen Mega Trends.
Epic erschafft neue Menschen
Falls du diesen Newsletter schon länger liest, wird dir nicht entgangen sein, dass ich ein ziemlicher Fan von Epic bin. Falls nicht, über die Firma hinter Unreal Engine und Fortnite habe ich hier und hier schon ausführlich geschrieben.
Auch Epic hat in den letzten Jahren viele kleinere Firmen übernommen und war sehr gut darin, die eingekaufte Technologie dann in die eigenen Produkte zu integrieren.
Genau das hat jetzt die Entwicklung eines neuen Tools für Unreal Engine ermöglicht, das in den kommenden Monaten veröffentlicht wird: MetaHuman Creator. Mit dem Tool kann bald jeder ultrarealistische virtuelle Menschen gestalten. Diese können dann in Spielen und Filmen eingesetzt werden.
Wir sind in den letzten Jahren schon sehr weit gekommen, was 3D Animation angeht. Und so mag diese Nachricht erst mal nicht besonders klingen. Doch wirklich fotorealistische menschlichte Charaktere sind immer noch extrem aufwändig zu erstellen. Das brauchte bisher teure Motion Capture Systeme gepaart mit den begabtesten 3D-Animateuren und massiver Rechenpower.
Epic’s Tool macht das jetzt für alle zugänglich, unter anderem auch, indem das Tool in der Cloud läuft, und man somit lokal nur eine stabile Internetverbindung, nicht aber selbst viel Rechenpower braucht. Außerdem kann man das Tool mit einer App auf dem iPhone verbinden und den Infrarot Scanner der Frontkamera als Motion Tracking Tool nutzen.
Eine der besten Möglichkeiten, die Zukunft mit einer gewissen Trefferquote vorherzusagen, liegt darin, sich anzuschauen, welche Tools gerade Profis vorenthalten sind, und sich eine Welt vorzustellen, in der diese Tools für jeden erschwinglich und zugänglich sind. Unreal macht genau das mal wieder möglich - denn wie ja bereits in den vorherigen Ausgaben zu Epic beschrieben, ist die Unreal Engine grundsätzlich kostenlos.
Und natürlich bieten fotorealistische menschliche Charaktere mal wieder neue spannende Möglichkeiten für die Vision des Metaverse, über die ich hier geschrieben hab.
Ich hab anfangs vielleicht ein wenig übertrieben, dass diese Woche nichts Verrücktes passiert ist: Elon Musk hat offengelegt, dass Tesla in den vergangenen Monaten $1.5 Mrd. in Bitcoin angelegt hat. Ob’s nur an dieser Nachricht lag, lässt sich jetzt schwer nachvollziehen, aber Bitcoin hat diese Woche mal wieder alle Rekorde gebrochen und zwischenzeitlich an der $50.000 Marke gekratzt. Weil schon so viele andere Newsletter und Posts das Thema diese Woche aufgegriffen hatten, hab ich bewusst ein paar andere Themen in den Fokus gesetzt. Falls ich dann doch bald mal was zu Bitcoin schreiben soll, lass es mich gerne als Antwort auf diesen Post wissen.
Danke für’s Lesen!
Beste Grüße und bis nächste Woche!
Robbie