Stripe ist nur noch die Hälfte wert & Lieferungen kommen bald aus der Luft
Zwei spannende Tech Stories abseits des GPT-4 und SVB Trubels
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Was eine Woche. Erst ging die Silicon Valley Bank in die Knie, die Anleger wurden aber gerettet, dann wurde am Dienstag GPT-4, das neueste AI Modell von OpenAI veröffentlicht. Zeitgleich zeigte Google seine neuen AI Workspace Tools und Microsoft zog dann gestern mit einer ähnlichen Ankündigung nach.
Alles Themen, die jeweils einzeln den Newsletter hätten füllen können. Aber weil darüber schon an anderen Stellen so viel geschrieben und gesagt wurde, und ich über die AI Themen ja sogar selbst schon in meinem dedizierten AI Newsletter geschrieben habe, folgt hier heute ein anderes Format und frische Themen.
Um zu zeigen, dass auch an anderen Ecken in der Tech Welt nichts still steht, hab ich zwei Stories rausgepickt, die ich diese Woche besonders spannend fand und liefere jeweils einen kurzen Überblick und Kommentar - es geht um Stripe’s neue Finanzierungsrunde, bei der die Bewertung drastisch gekappt wurde, und um Lieferdrohnen - ja die gibt es wirklich.
Los geht’s:
Stripe sammelt $6.5 Milliarden ein - braucht das Geld aber eigentlich gar nicht
Stripe, eines der erfolgreichsten Tech-Scaleups, das digitale Zahlungsdienstleistungen für Kunden wie Amazon, BMW, Twitter, OpenAI, aber auch tausende kleiner Kunden, zur Verfügung stellt, hat diese Woche bekanntgegeben, dass sie mehr als $6.5 Milliarden in einer neuen Finanzierungsrunde eingesammelt haben. Beteiligt waren sowohl Bestandsinvestoren, als auch neue Investoren wie Goldman Sachs und Temasek.
Die Betonung in der Ankündigung liegt jedoch darauf, dass das Geld nicht für das laufende Geschäft benötigt wird. Stattdessen soll das Geld dazu dienen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Liquidität für die Ausübung von Anteilsoptionen und den damit verbundenen Steuerverpflichtungen zu bieten.
In den USA ist es noch typischer als hier in Europa, dass alle Mitarbeiter von Tech Startups über Aktienoptionen am Unternehmenserfolg beteiligt werden. Oft haben die Optionen aber ein Verfallsdatum - Mitarbeiter müssen sie also irgendwann ausüben und stehen dann oft vor einer hohen Steuerrechnung. Doch wenn die Optionen ausgeübt werden, bedeutet das keine Liquidität für die Mitarbeiter - denn die entsteht erst bei einem Verkauf - typischerweise im Rahmen eines Börsengangs.
Angesichts des derzeit kühlen Tech-Klimas scheint ein Börsengang jedoch in weiter Ferne zu liegen. Stripe nutzt das frische Geld also wohl dafür, aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern die Anteile abzukaufen und sie so auch ohne Börsengang finanziell zu entlohnen.
Das ist einerseits ein sehr mitarbeiterfreundliches Vorgehen - allerdings dürfte es für viele auch nur ein schwacher Trost sein. Denn in dieser neuen Runde wurde die Bewertung von Stripe auf $50 Milliarden festgelegt. Das ist zwar immer noch viel Geld - allerdings weit entfernt von den $95 Milliarden mit denen das Unternehmen noch in 2021 bewertet wurde. Zu der Zeit hofften zudem viele Mitarbeiter und Investoren auf einen 6-stelligen Milliardenbörsengang.
Dennoch - auch wenn die aktuelle Bewertung in der Hinsicht also wie ein Rückschlag aussieht - das Kerngeschäft ist zumindest laut Stripe’s Aussage stabil und die Firma besitzt weiterhin große Wachstumsabsichten. Ich persönlich glaube auch weiterhin an Stripe - das Tool ist aus meiner Sicht nach wie vor einer der wichtigsten Bausteine in der aktuellen Tech Landschaft. Viele Startups konnten nur so erfolgreich werden, weil sich Zahlungen dank Stripe weltweit einfach und reibungslos entgegennehmen lassen. Und übrigens - natürlich stammt auch Stripe aus der Y-Combinator Schmiede, über die ich hier ausführlicher geschrieben habe.
Während diese Finanzierungsrunde insgesamt erst mal eher weniger Einfluss auf Stripe selbst haben wird, dürfte sie allerdings für viele andere Startups, vor allem alle in ähnlichen und angrenzenden Branchen wie Fintech, negativen Symbolcharakter haben. Die Bewertung von Startups ist weniger Wissenschaft, als Kunst. Und sie ist vor allem sehr häufig abhängig von Entwicklungen im Umfeld. Wenn sich Stripe’s Bewertung in den letzten zwei Jahren also knapp halbiert hat, wird es für andere Startups, die aktuell Geld einsammeln wollen, schwierig, um ähnliche Abwertungen herumzukommen.
Lieferdrohnen werden Realität. Diesmal wirklich?
In den letzten 10 Jahren Tech Hype war die Erzählung von der baldigen Ankunft von Flugtaxis und Lieferdrohnen ein ständiger Begleiter. Schon vor 10 Jahren versprach Jeff Bezos, dass Amazon in 4-5 Jahren Pakete per Drohne ausliefern würde.
Und auch wenn es immer noch deutlich wahrscheinlicher ist vom Gorillas-Fahrrad über den Haufen gefahren zu werden, als von Amazon Prime Air die Frisur zerstört zu bekommen, der Fortschritt hat auch in diesem Bereich nicht stillgestanden.
Jetzt hat das US Startup Zipline sein neuestes P2 Modell vorgestellt. Das besteht aus einer großen Flugdrohne, die wiederum kleinere Lieferbehälter ablässt, die dann Pakete auf 0,5m genau zustellen kann.
Normalerweise begeistern mich solche Ankündigungen und Demo-Videos nur bedingt. Denn in den letzten Jahren haben wir zahlreiche solcher simulierten Renders gesehen, ohne dass die Produkte dann jemals Marktreife erlangten.
Bei Zipline ist das allerdings anders. Denn die Firma ist schon seit einigen Jahren mit einer Vorgänger-Drohne aktiv am Markt und wird dieses Jahr die Marke von 1 Millionen Drohnenlieferungen knacken.
Davon hat man hier wenig mitbekommen, weil das Startup vorrangug in mehreren afrikanischen Ländern wie Ghana und Ruanda aktiv ist. Dort wird die Technologie vor allem eingesetzt, um entlegene Arztpraxen und Krankenhäusern mit wichtigen Medikamenten und Blutkonserven zu versorgen. Aber auch von Walmart in Arkansas in den USA wird die Technologie von Zipline bereits produktiv für die Auslieferung von Bestellungen eingesetzt.
Die Technologie des bisherigen Systems mag zwar etwas weniger futuristisch als das kürzlich vorgestellte sein, ist jedoch ebenso beeindruckend:
Mit einer Art Riesenschleuder wird eine Flugdrohne in die Luft geschossen, fliegt dann zum gewählten Ort und wirft dort ein von Zipline entwickeltes Paket mit eingebautem Fallschirm punktgenau ab. Danach fliegt die Drohne zurück zur Basisstation und wird dort in der Luft von einem speziellen Seil eingefangen. Mehr dazu in dieser Kurzdoku (7 Minuten).
Das Unternehmen will im Laufe des Jahres viele Testflüge absolvieren und den Service im Live Betrieb mit Kunden dann Anfang 2024 starten. Dafür stehen bereits eine ganze Reihe an Partnern in den Startlöchern - von Krankenhäusern bis zur Salat-Restaurantkette Sweetgreen.
Zipline ist übrigens längst nicht das einzige Unternehmen, dass an einer Zukunft von Flugdrohnen arbeitet - auch hierzulande gibt es mit Wingcopter einen vielversprechenden Mitbewerber, die erst letztes Jahr über $40 Mio. an frischem Kapital einsammeln konnten.
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Robbie
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Starker Artikel!