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Happy Friday! 👋
Starten wir mal mit guten Nachrichten: Meine im letzten Newsletter totgesagte Lieblings Podcast App Breaker bleibt jetzt doch am Leben!
Maple Media, die Firma, die die App jetzt weiter betreibt könnte manch einem übrigens bekannt vorkommen: Letztes Jahr übernahmen sie Scanbot - die deutsche App, die ursprünglich mal von Frank Thelen unter dem Namen doo ins Leben gerufen wurde.
Und dann gab es diese Woche natürlich noch andere News, die von vielen als positiv bezeichnet wurden: Donald Trump wurde permanent von Twitter entfernt (und von einer ganzen Reihe an weiteren Plattformen gleich mit).
Finde ich das auch positiv? Ja, aber es ist kompliziert. Ich könnte jetzt lange philosophieren, über freie Meinungsäußerung, das 1st Amendment der US Constitution, die Macht der Tech Plattformen und und und. Aber das haben schon sehr viele andere getan, die sich a) deutlich besser auskennen und sich damit b) tiefer beschäftigt haben. Und um ganz ehrlich zu sein: Eine ganz klare Meinung, ob die Verbannung von Trump richtig ist, während z.B. chinesische Staatsorganisationen und Staatsmedien dort weiterhin Hass schüren und Falschmeldungen verbreiten dürfen, habe ich nicht. Fast am interessantesten an der gesamten Debatte war und ist für mich zu sehen, dass auch innerhalb sonst sehr meinungshomogenen Zirkeln die Einschätzungen zum Thema Trump Ban stark auseinander gehen und es keine einheitliche Linie gibtx.
Die eigentlich interessantere Story war für mich, wie schnell der alternativen Social Media Plattform Parler diese Woche der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.
Parler ist eine Art Twitter Klon mit einem besonderen Fokus auf “Free Speech”, die vor allem in extrem konservativen, sowie rechtsextremen Kreisen beliebt ist. Gegründet und finanziert von der Mercer Familie - die berüchtigt sind als Financiers von Steve Bannon und Breitbart.com, sowie Cambridge Analytica.
Wer jetzt versucht die App im Play Store oder App Store herunterzuladen, wird sie nicht mehr finden, und selbst die Website ist nicht mehr erreichbar.
Denn: Nachdem Apple und Google die App aus ihren App Store verbannt hatten hat Amazon über die Tochter AWS endgültig den Stecker gezogen und der Firma den Server Vertrag gekündigt.
Parler will jetzt seine eigene Infrastruktur aufbauen und dann wieder durchstarten. Gleichzeitig klagen sie gegen AWS. Ob sie damit erfolgreich sein können wird sich zeigen, ist aber zumindest kurzfristig unrealistisch, und selbst Parler CEO John Matze hat da seine Zweifel.
Der Bann kam, nachdem klar wurde, dass viele der Personen, die letzte Woche das Kapitol gestürmt haben, sich auf Parler organisiert hatten. Aber das war nur die Spitze des Eisbergs, denn AWS, Apple & co. hatten die Firma schon seit längerem dazu aufgefordert, ihre Plattform besser zu moderieren, weil die Inhalte gegen AGBs verstoßen.
Dann stellt sich wieder die Frage - sollten Firmen wie Amazon und Apple auf Basis ihrer AGBs Firmen Dienste verweigern dürfen oder sollte das nicht Aufgabe des Staates sein?
Es geht bei den Inhalten auf Parler nicht um harmlose Verstöße, sondern um die Planung von Anschlägen, realistische Morddrohungen usw., wie man an diesen Beispielen sehen kann:
Insofern ist die Entscheidung der Big Techs, Parler zu verbieten durchaus verständlich.
Aber es gibt auch deutliche Kritik für diese Maßnahmen, und auch diese finde ich in Teilen sehr nachvollziehbar. Denn, wie der Fall zeigt, ist ein Ausschluss von AWS, Google & Apple gleichzeitig, quasi mit einem Ausschluss aus dem Internet gleichzusetzen. Sollte diese Macht wirklich bei einer handvoll Tech Konzernen liegen?
Zudem gibt es das Argument, dass Plattformen wie Parler durch solche Bans nicht wirklich verschwinden, sondern sich nur in noch dunklere Ecken des Internets, bzw. des Darknets verziehen. Auch das ist wohl bis zu einem gewissen Grad richtig.
Aber: Es ist auch richtig, dass der erschwerte Zugang zu extremistischen Netzwerken, Plattformen, und Ideen per Definition dazu führt, dass ihnen weniger Menschen ausgesetzt sind.
Plattformen wie Parler, aber auch extremistischer Content auf neutralen Plattformen wie Youtube, trägt erheblich zu einer Radikalisierung von ansonsten “normalen” Menschen bei. Sind weniger Menschen dem ausgesetzt, fallen auch weniger Menschen in diese Falle. Soweit zumindest die Theorie.
Inhalte zu moderieren muss Aufgabe der jeweiligen Plattform sein. Und wenn sie das nicht tut, ist es richtig, dass übergeordnete Instanzen wie Amazon Web Services handeln.
Dennoch: In einer perfekten Welt wäre es zumindest in Teilen auch Aufgabe des Staates und seiner Gerichte, solche Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen.
Und: Jegliche Zensur, Verbannung etc., auch wenn aus nachvollziehbaren Gründen, schafft gefährliche Präzedenzfälle für weitere solcher Aktionen. Ob die Linie zwischen gut und böse immer so (vermeintlich) einfach zu ziehen ist wie im Fall Parler? Fraglich.
Das heißt für mich: Es ist wichtig, dass wir alle uns Gedanken zu diesen Themen machen, unsere Meinung bilden, schärfen und an der Diskussion teilnehmen. Nur mit vielfältigen, aber gut überlegten Meinungen, können wir diese Diskussion in Zukunft führen und gute Entscheidungen treffen. Denn früher oder später trifft dieses Thema jede Plattform, jedes Netzwerk und jeden Arbeitsplatz.
Was sonst noch geschah
Die CES fand, nicht wie sonst in Las Vegas, sondern komplett digital statt und es wurde mal wieder eine ganze Reihe an interessanter, aber auch skurriler Technik vorgestellt. Ganz hoch im Kurs dieses Jahr sind die Themen Home Fitness und Clean Tech - klar. Eine Übersicht über einige dieser Produkte - vom smarten Lippenstift bis zur wasserbetriebenden Dusch Boombox gibt’s bei Wired.
Visa kauft nun doch nicht das Fintech Plaid - der Exit, der letztes Jahr noch als Milliarden Erfolg gefeiert wurde, wurde nach intensiven Problemen durch Intervention der amerikanischen Justizbehörde abgesagt. Nicht wenige denken, dass Mister SPAC Chamath Palihapitya das als Chance sehen könnte…
Work In Public Update
In der ersten November Woche hatte ich hier schon mal einen kleinen Einblick “hinter die Kulissen” dieses Newsletters gegeben. Dazu heute ein kleines Update:
Bisher 17 Ausgaben (ohne diese) mit durchschnittlich 136 Views
Top 3 meistgelesen:
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Subscriber: 71
Falls du schon Subscriber bist: Danke!
Falls nicht: Jeden Freitag Morgen, pünktlich damit du zum Wochenende bei den Kollegen mit dem neuen Wissen angeben kannst, erhälst du diesen Deep Dive in deine Inbox. Bis hier gelesen? Dann gibt’s keinen Grund mehr, nicht zu subscriben 😉 👇🏼👇🏼
Danke für’s Lesen!
Beste Grüße und bis nächste Woche!
Robbie