Gamestop, Clubhouse & Republicans vs. Tech
wallstreetbets zockt weiter, Clubhouse führt Zahlfeature ein, Republikaner will Big Tech verbieten
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Happy Friday! 👋
Vielen Dank für das viele Feedback zur letzten Ausgabe und dem neuen Format. Einigen hat die Stichwort-Struktur sehr gut gefallen, anderen gar nicht. Mein persönliches Zwischenfazit: Ohne Fließtext geht mein persönlicher Schreibstil verloren, aber um längere Themen zu strukturieren, sind Bullets hilfreich und besser lesbar.
Daher wird es in Zukunft bei den längeren Posts wahrscheinlich einen Hybrid aus Text & Stichwörtern geben.
Heute sieht das noch mal ein wenig anders aus. Denn es ist mal wieder Zeit für ein paar Updates - daher gibt’s heute drei übersichtliche Texte zu aktuellen Themen.
Lesezeit: ca. 4 Minuten
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Betrifft: /r/wallstreetbets & Gamestop
Was waren das wilde Wochen Ende Januar, als die vermeintlich wertlose Gamestop Aktie nie gesehene Höhen erreichte und einige große Hedge Funds, die die Aktie geshorted hatten, im Prozess Milliarden Dollar verbrannten. Was genau passiert war hab ich ja hier ausführlich beschrieben.
Und auch wenn die Nachrichtenlage zum Thema eher ruhig geworden ist, geht das ganze Spiel konstant weiter. Die Gamestop Aktie ist immer noch ziemlich volatil, bewegt sich in den letzten Wochen immer noch im Bereich über $120-$200. Gestartet war sie in 2021 bei $17.
Auch die aktuellen Werte sind aus Sicht der klassischen Anleger deutlich überbewertet. Die Trader von Reddit’s /r/wallstreetbets sehen das aber immer noch nicht so - ob aus echtem Glauben an die Firma oder einer Kombination aus Trotz und Rache und einem Gefühl von “jetzt erst recht”, lässt sich nicht wirklich sagen.
Was sich aber sagen lässt, ist, dass die Zahl der Mitglieder im Subreddit sich in den letzten Wochen massiv gesteigert hat. Von nicht mal 2 Millionen im Januar auf jetzt fast 10 Millionen.
Sollten die Kursbewegungen also tatsächlich vor allem durch die Mitglieder ausgelöst worden sein, dürfte deren Macht und damit Hebel, den Markt zu beeinflussen noch mal deutlich gestiegen sein. Die Idee vom Crowd Activist Investor wird uns also bestimmt nicht zum letzten Mal begegnet sein.
Betrifft: Clubhouse
Im Oktober 2020 hab ich das erste mal über Clubhouse geschrieben. Nachdem dann Anfang diesen Jahres der Hype so richtig hier angekommen war, wurde es in den letzten Wochen wieder schnell still. Doch wie so oft mit Hype Themen, heißt das nicht unbedingt, dass das Thema tot ist.
Auch wenn, wie berichtet, einige andere Firmen an ähnlichen Konzepten oder glatten Klonen arbeiten, glaube ich, hat Clubhouse durchaus eine Chance. Man muss bedenken, dass die Firma noch jung und klein, und damit flexibel - aber gleichzeitig mit sehr viel Geld ausgestattet ist.
Es ist immer einfach zu glauben, dass ein großer Konkurrent es mal so eben schafft, ein Produkt zu klonen und seinen Nutzern schmackhaft zu machen. Oft stehen gerade die etablierten Tech Firmen sich da selbst im Weg.
Clubhouse jedenfalls hat gerade erste Payment Funktionen getestet und diese Woche für mehr als 60.000 Nutzer angeschaltet. Damit kann man als Nutzer “Spenden” an andere Creator senden - ähnlich, wie das bei Patreon oder Twitch funktioniert. Sollte die Firma es schaffen, dass Creator bald schon ihre Clubhouse Reichweite direkt monetarisieren können, werden diese zwei mal überlegen, ob sie einfach so auf eine andere Plattform wechseln. Geld ist dann eben doch der stärkste Lock-In Effekt.
Und übrigens, wenig überraschend hat Twitter wohl versucht Clubhouse einfach zu übernehmen - für ganze $4 Milliarden.
Betrifft: Politik vs. Big Tech
Über das Verhältnis von Politik und Big Tech habe ich im Newsletter ja schon öfter geschrieben (siehe u.a. hier und hier). In den letzten Monaten kamen die Rufe nach strengerer Regulierung der Big Tech Firmen vor allem aus dem Lager der Demokraten.
Und wie beschrieben, könnten es durchaus ungemütliche Jahre für Google, Facebook, Amazon, Apple und co. werden, denn Biden besetzt gerade wichtige Ämter und Stellen mit eher tech-kritischen Personen.
Nun reiht sich auch ein Republikaner in die vorderste Front der Kritiker ein und sorgt mit einem Vorschlag für Aufsehen. Der extrem konservative Senator Josh Hawley, bekannt als überzeugter Trump Loyalist, will den Big Techs alle Merger & Acquisition Aktivitäten verbieten.
Firmen mit einem Marktwert von über $100 Milliarden, zu denen eben vor allem die Top Big Techs gehören, sollen nach seinem Vorschlag keine anderen Firmen mehr übernehmen oder sich zusammenschließen dürfen.
Das klingt nicht nach typischer konservativer, beziehungsweise republikanischer Wirtschaftspolitik. Sein Vorschlag weist sogar gewisse Ähnlichkeiten zu denen der demokratischen Senatorin Amy Klobuchar auf.
Hinter Hawley’s Idee steckt eine andere Absicht: Während das Bestreben der Demokraten vorrangig darin besteht, Monopole zu verhindern, und den Markt aus wettbewerbsrechtlicher Sicht zu regulieren, geht es Hawley um den angeblichen “anti-conservative bias” der großen Tech Plattformen.
Hawley vergisst dabei anscheinend, dass Plattformen wie Facebook und Twitter das System Trump wohl erst möglich gemacht haben.
Dass der Vorschlag in seiner jetzigen Form umgesetzt wird, sehe ich als eher unrealistisch an, dafür ist er wahrscheinlich zu radikal. Aber, dass Teile davon eine breite Unterstützung über die Parteigrenzen hinweg bekämen, ist durchaus denkbar.
Der Druck auf Big Tech steigt von allen Seiten. Wichtig zu verstehen, ist dass das immer auch “ripple-effects” für die gesamte Branche hat. Sollte im Extremen z.B. tatsächlich die Möglichkeit für Akquisitionen beschränkt werden, hätte dies einen massiven Einfluss auf die Exit Optionen für Startups, und in zweiter Konsequenz dann auch auf deren Bewertung.
Auch wenn die Einschränkungen also auf Big Tech zielen, werden die Kollateral-Konsequenzen in der gesamten Tech Branche zu spüren sein. Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten - dass das Klima gegenüber Tech sich eher verdüstert ist aber immer wahrscheinlicher.
Was sonst geschah
Coinbase ist via Direct Listing an die Börse gegangen. Damit verleiht die Firma der gesamten Krypto Branche weitere Vertrauenswürdigkeit. Was und wer hinter der Firma steckt hab ich hier aufgeschrieben.
Epic hat mal wieder Geld eingesammelt - $1 Milliarde bei einer Bewertung von fast $29 Milliarden, mal wieder ein guter Sprung im Vergleich zu den $17 Milliarden, die die Firma wert war, als ich im November dieses längere Portrait geschrieben habe.
Das FBI hackt Server, aber nicht mit böser Absicht, sondern um diese vor Hacks durch chinesische Hacker zu schützen. What a world we live in.
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Robbie
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Jeden Freitag schicke ich einen Deep Dive zur US Tech Szene an fast 200 Abonnenten. In den letzten Wochen habe ich u.a. über das Debakel um Robinhood & Gamestop, NFTs und SpaceX geschrieben.
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